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Nach vielen Unfällen: Italien will mehr Arbeitssicherheit
Aus Rendez-vous vom 07.05.2024. Bild: Imago Images
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Gefahrenzone Arbeitsplatz (Zu) viele sterben in Italien bei der Arbeit – das läuft schief

Sie lassen im Schacht, auf Gleisen oder auf Baustellen ihr Leben. Die Regierungen? Schauten bisher zu – und tun es noch.

Der Vorfall: Gestern Morgen stiegen fünf Arbeiter nahe Palermo in einen Schacht. Sie wollten eine Abwasserleitung reinigen, trugen aber weder Schutzmasken noch Schutzanzüge. Unten im Abwasserkanal erstickten die fünf wenig später an einem Gas, das sich dort angesammelt hatte. Der Jüngste war erst 28-jährig, der Älteste 71. Weshalb sie keine Schutzmasken trugen, obwohl in Abwasserkanälen oft giftige Gase vorhanden sind, ist nun Gegenstand der Ermittlungen.

Der Kontext: Diese Toten reihen sich ein in eine sehr lange Liste von Arbeitsunfällen. Erst vor einem Monat starben bei einer Staumauer südlich von Bologna sieben Arbeiter, im Februar auf einer Grossbaustelle in Florenz fünf. Oder im letzten August – da raste im Piemont ein Zug in fünf Bahnarbeiter, die eben daran waren, Gleise zu unterhalten.

Die Reaktion: Die italienischen Medien haben über sämtliche Unfälle ausführlich berichtet. Sie haben von den Opfern und ihren Familien erzählt und nach möglichen Ursachen und Unterlassungen gefragt. Dabei seien die Gründe für die vielen Arbeitsunfälle laut SRF-Italienkorrespondent Franco Battel eigentlich hinlänglich bekannt.  

Franco Battel

Franco Battel

Italienkorrespondent

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Franco Battel ist seit 2024 wieder Italienkorrespondent bei Radio SRF. Zuvor war er Auslandredaktor. Bereits von 2015 bis 2021 berichtete Battel als Korrespondent für Italien und den Vatikan aus Rom. Zuvor war er als Auslandredaktor für Mexiko, Zentralamerika, Kuba und Liechtenstein verantwortlich.

Die Verantwortung: Seit Jahren habe der italienische Staat viel zu wenige Arbeitsinspektorinnen und Arbeitsinspektoren im Einsatz, auch aus Spargründen, so Battel. Diese Stellen müsste er umgehend ausschreiben und besetzen, tue dies aber nicht. Auch bei der Ausbildung hapere es. In italienischen Betrieben arbeiteten oft Leute, die nicht oder nicht genügend ausgebildet seien. Berufslehren, wie wir sie etwa in der Schweiz kennen, sind in Italien weitgehend unbekannt.  

Bauarbeiter inspizieren eine Baustelle.
Legende: Bauarbeiter inspizieren eine Baustelle auf der Piazza Pia in der Nähe der Vatikanstadt in Rom. imago images/Stefano Constantino

Die Schwierigkeit: Selbst wenn man in Italien zum Beispiel einer Baufirma mit besten Referenzen einen Auftrag erteilt, kann man nicht sicher sein, dass diese Firma auch tatsächlich baut. Oft gäben Firmen ihre Aufträge weiter an Unternehmen, die den Auftrag zu einem tieferen Preis übernähmen, berichtet Italienkorrespondent Battel. «Das Ziel solcher Manöver – den Profit zu erhöhen – wird wenn, dann meist auf Kosten der Löhne und der Sicherheit erreicht.»

Die Konsequenz: Nach dem Unglück im Abwasserkanal hat sich die Regierung Meloni «erschüttert» gezeigt. Sie hat erneut versprochen, sofort durchzugreifen – wie dies schon Melonis Vorgängerregierungen getan haben. Doch solche Versprechungen glichen unterdessen einem Ritual, sagt Battel. «Die Gefahr ist gross, dass auch diesmal die Anteilnahme und die Entrüstung nur Momentaufnahmen sind und nicht dazu ausreichen, in Italiens Betrieben wirklich grundlegend mehr Sicherheit zu schaffen.»
                

Rendez-vous, 07.05.2024, 12:30 Uhr;

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